Goodbye Baustelle! - Die Aussiedler

Gestern haben wir uns gesagt: Tschüss zu der Misere, wir zieh'n jetzt in die Ferne. Ab ging's für uns in die schöne Natur um Aris, eine kleine Siedlung um ein ehemaliges Bahnhofsgebäude etwa 20 km von Windhoek entfernt. Hier wohnen wir nun in einem kleinen Häuschen mit Garten zusammen mit Claus und seiner Hündin. Wir wollten uns die letzten Wochen vor der geplanten großen Reise nochmal etwas Abstand von der City und dem ganzen Trubel dort gönnen. Und nebenbei noch etwas Miete sparen, denn Reisen ist ja auch nicht kostenfrei.

Also hieß es für uns am Wochenende: Kofferpacken und Zimmer aufräumen. Fast 4 Monate haben wir hier gewohnt, unglaublich was sich in so einer Zeit alles ansammeln lässt. Wir kamen ja schon mit insgesamt 4 Koffern und 2 Reisetaschen an. Die waren aber nach kurzer Zeit schon vollgepackt - das Zimmer war dann immer noch eingeräumt. Wasserkocher, etliche Küchenutensilien und Lebensmittel, Schuhe, Bettsachen und natürlich unser Impala-Geweih haben dann doch mehr Platz eingenommen als erwartet. 

Am Ende nehmen wir dann doch etwas wehmütig Abschied. So viel haben wir erlebt, während wir in diesem Zimmer gelebt haben. Kochabende in der Küche im Nachbarhaus, da unsere Küche erst 2 Wochen vor Abreise elektrisch versorgt wurde. Interessante Unterhaltungen mit Michael, dem Ichmacheundplanealles-Vorarbeiter. Entspanntes Abhängen mit unserem Lieblingsnachbarn Jere, den wir hier jetzt schon vermissen. Lustige Pre- und After-Parties, bei denen schonmal Wasser mit Wein vertauscht wurde. Filmabende mit Kuschelübernachtungsgästen. Das morgendliche halb verschlafene Müsli-und-Kaffee-Frühstück im Bett. Und einfach das wunderbare Gefühl, hierher zurückzukehren von den unzähligen Reisen und Trips in der Weite Namibias. Diesmal ist der Abschied nicht nur für ein Wochenende, sondern endgültig.

Das erste was man bemerkt wenn man hier rausfährt ist die Ruhe. Die Straße ist  mehrere hundert Meter entfernt, sodass man die vorbeifahrenden Autos zwar noch hört, aber ohne Probleme ignorieren kann. Es gibt hier auch keine Bauarbeiter, die morgens um halb sieben über den Hof brüllen oder einen liebevoll mit dem Kratzen der Flex an der Wand wecken. Die lautesten Geräusche hier sind das Zirpen der Grillen in der Mittagssonne und das Singen der Vögel. Man merkt hier ist die Natur maßgebend.

Die Vögel bauen die Nester in die Bäume über der Terrasse...und wenn es der Dame des Vogelhauses nicht mehr gefällt, wird es von ihr auch durchaus mal in Einzelteilen auf die Menschen heruntergeworfen. Abends kommen allerlei Insekten aus den Löchern gekrochen und landen nach einiger Zeit des Herumirrens dann unter den Schuhsohlen. Lass knacken!

Die einzige Verbindung zur Außenwelt hier ist seit dem Ausfallen der Telefonverbindung im Haus das Wifi der Nachbarn. Zum Glück ist der Empfang im Haus und auf der Terrasse recht gut, sodass man doch noch mitbekommt was im Rest der Welt so passiert. Denn Mobilfunknetze gibt es hier nicht...wenn man mal SMS empfangen möchte, muss man schon 500m bis zur Hauptstraße laufen. Die Fahrt nach Windhoek dauert etwa 20 Minuten und kostet mit dem Taxi 100 N$. Ganz schön teuer wenn man bedenkt dass man dafür 10 mal in der Innenstadt fahren könnte. Der Nachteil ist auch, dass man an alles denken muss, bevor man sich auf den Weg begibt. Denn einmal losgefahren, kehrt man auch nicht mehr um. Ziemlich blöd wenn man dann etwas vergessen hat...den Haustürschlüssel zum Beispiel. Aber wer uns kennt, weiß: sowas würde uns ja nie passieren ;-) 

Solche Umständlichkeiten stören aber überhaupt nicht, denn die Landschaft ist einfach wunderschön. Der Ausblick von der Terrasse zeigt eine mittlerweile grünliche Steppe, und in einiger Entfernung erhebt sich ein bewachsener Berg gegen die rote Abendsonne. Wenn die Sonne ihren Platz mit dem Mond getauscht hat kommen dann noch Antilopen und Zebras zu der Wasserstelle 20m hinter dem Zaun. So lässt es sich aushalten. Wenn dann der Nachbar einen Pavian vor seinem Badezimmer erschießt und wieder in den Busch hinter dem Zaun hängt um die Artgenossen fernzuhalten, weiß man: das ist Afrika.

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