Roadtrips & Ausflüge:

Oasen im Gebirge (oder der vielleicht coolste Pool der Welt)


Wir kurven auf der Gravelroad durch wunderschöne, grün bewachsene Bergschluchten, bis wir am Eingangstor zum Naukluft National Park ankommen.

Durch Unstimmigkeiten zwischen der Tourismusbehörde und dem Verkehrsministerium über die Zuständigkeit werden die Wege in Nationalparks oft schlecht gepflegt. Das erleben wir an der Rezeption am eigenen Leib als wir auf den linken Hinterreifen schauen...platt wie 

Zum Glück im Unglück sind die Mitarbeiter super nett und einer, Samson, wechseln uns den Reifen. Die Gästefarm BüllsPort 30km die Straße zurück hat eine Werkstatt, die uns Mantel und Schlauch flicken. Nach 2 Stunden wandern auf den Trails der Farm bekommen wir den Wagen mit frisch repariertem Reifen zurück und zahlen 50N$ - 3,50€.

 

Zurück auf dem Campingplatz stellen wir das Zelt direkt neben einem kleinen Bach im Schatten der Bäume auf...eines der schönsten Plätze die wir bisher erlebt haben. Dann klettern wir die Steilwand auf der anderen Seiten des Baches hoch zum Sundowner. Als wir oben ankommen, ist die Sonne aber schon weg, und wir machen uns nach 2 Bechern Wein Gedanken, wie wir da so leicht beschwipst wieder runterkommen sollen. Elegant wie die Rock Dassies neben uns springen wir von Stein zu Stein und legen uns nach wohlverdientem Abendmahl schlafen.


6:30 Der Wecker klingelt - wir stehen nicht auf.

6:35 Der Wecker klingelt - wir stehen nicht auf.

6:40 Der Wecker klingelt - wir stehen nicht auf.

6:45 Der Wecker klingelt - wir stehen nicht auf.

 

7:06 Der Wecker klingelt nicht, ich wache leicht verwirrt auf und ziehe mich verschlafen aus dem Zelt.

 

7:24 Der Geruch frischen Kaffees lockt Lenni und Theresa aus dem Zelt.

 

9:04 Wir machen uns Stunden später als geplant auf den Waterkloof Trail:

Ein 17km langer Wanderweg durch die Schluchten der Naukluft-Berge.

Nach schwerlichem Anfang durch das Wasserbett des ausgetrockneten Naukluft Rivers erreichen wir ein Tal das für uns anmutet wie eine Oase: grüne, hochgewachsene Bäume, das Zwitschern der Vögel, schreiend spielende Paviane - und das Plätschern von Wasser. 

Das beste kommt jedoch noch: hinter einem Busch entdecken wir einen kleinen Gebirgspool mit kristallklarem Wasser...unsere Reaktion ist völlig klar: Klamotten aus und rein ins Nasse :)

Die Erfrischung hält nicht allzu lange, da die Sonne vom Himmel knallt wie ein Hochleistungsofen. Es geht die Felsen hoch und runter, durch Flussbetten und über Plateauflächen, immer auf der Suche nach den gelben Fußabdrücken, die unsere Wegmarkierung darstellen unecht versteckt auf Felsen gemalt wurden. Der Ausblick wechselt von beeindruckend hohen Felswänden über spärlich bewachsene Trockenebene zu atemberaubendem Gebirgspanorama. 

Irgendwann ist dann das Wasser alle und wir sind ohne  Plan wo wir uns befinden. Wie eine Fata Morgana sehen wir beim Herabsteigen des letzten Gipfels einen Bach im Tal. Als wir ihm durch den Schilf schlagend stromabwärts folgen, finden wir einen Traum: Der Bach staut sich in einem kleinen Teich und läuft dann über die Kante einen Felsen herab und fällt in einen vom Schatten der umliegenden Steine kühl gehaltenen Gebirgspool. Das kristallklare Wasser ist mehrere Meter tief und zeigt eine Unterwasserhöhle, die auch gut ein Seeungeheuer beheimaten könnte, so finster ist sie. Ein Sprungturmfels ist auch vorhanden. Es ist ein rundum geniales Erlebnis, das sich nur sehr schwer in Worte übertragen lässt.

Am nächsten Tag bewandern wir den zweiten Pfad. Der Olive Trail führt uns direkt steil den Berghang hinauf, sodass wir schon nach einer halben Stunde die Spitze erreichen. Wir nehmen unser Mittagessen auf einer Felskante mit Blick auf das Panorama des Naukluftgebirges. So macht Picknicken Spaß.

 Danach lassen sich die 10 Liter Wasser im Rucksack (nach dem Dürreerlebnis am Vortag lieber zu viel als zu wenig eingepackt) locker weitertragen. Es geht die Hügel hoch und runter, an Steilwänden herab und durch ausgetrocknete Flussbetten, die sich durch Bergschluchten schlängeln.

Dann fällt das Flussbett plötzlich 3 Meter herab in einen kleinen Teich. Die Felsspalte, vor der wir stehen, hat an beiden Seiten glatte Felsen. An diesen sind Ketten befestigt. Also Kameras rausgeholt und etwas geklettert...es bleibt bei ein bis zwei Schreckmomente mit Nahtoderfahrung, dann können wir auf der anderen Seite in einer Höhle Essenspause machen. Der Affe in mir erwacht als ich den Fels gegenüber entdecke und ich klettere hinauf. Der Spaß hält sich aufgrund der aufgeheizten Steine dann aber doch in Grenzen. 

Am letzen Morgen gibt es ein weiteres Highlight. Nach einer kuscheligen Dusche mit dem Ersatzreifen (irgendwie muss er ja sauber werden...) komme ich mit dem Auto zurück zum Camping, um Theresa und Lenni aufgeregt winkend aufzufinden. In der Zwischenzeit hatten die beiden das Auto weiter zu packen. Lenni stand gerade an der Kochfläche um das Essen einzuräumen. Das hatte jemand wohl sehr genau beobachtet, denn es springt plötzlich ein Pavian aus dem Busch auf die Kochfläche und frisst in Sekunden sämtliches Obst weg. Unser geschickter Gast lässt sich erst von meiner Ankunft mit dem Polo verscheuchen und setzt sich zufrieden grunzend zurück in den Busch. Affengeil ! 

Nach diesem Erlebnis fahren wir backsteeetboys hörend (und singend) aus diesem wundervollen Tal zurück ins Mobilfunknetzgebiet Richtung Duwisib Castle.

#letshuglions

Freitag 14 Uhr: Mit zwei Autos und 8 Leuten geht es knappe 500 km zum Onguma Bush Camp, unserem Zwischenstopp auf dem Weg zu Namibias bekanntestem National Park: Etosha. Wir im Mietwagen, die anderen in Hannahs rotem Citi-Golf. Die Musik läuft laut, die Stimmung ist gut und nach 6h Fahrt kennt sich die Truppe, die vorher in der Kombination noch nie zusammen war, auch schon relativ gut. 

Durch einen längeren Zwischenstopp hängen wir hinter dem anderen Auto und wollen deswegen den Rückstand aufholen...die Rechnung haben wir jedoch ohne die namibische Polizei gemacht, die ein nettes Video mit Geschwindigkeitsanzeige von uns aufnimmt - 17km/h zu viel. Das bedeutet in diesem Fall eine Strafe von N$ 1750. Der Beamte erzählt uns ausführlich, wie kompliziert es ist, die Summe beim zuständigen Amt zu bezahlen und fragt uns, ob wir diese Strapazen denn wirklich auf uns nehmen wollen. Wir beantworten diese Frage nach weiteren subtilen Hinweisen durch Barbezahlung eines kleinen Anteils der Strafe...Korruption nein danke?

Das Onguma Bush Camp liegt wie der Name schon sagt mitten in der Pampa. Nur kurz vor dem östlichen Eingangstor von Etosha, liegt das Camp in einem privaten Game Park. Das erste was wir nach dem Aufbauen der Zelte machen, ist in den Pool zu springen - oder gesprungen zu werden :D Nachdem wirklich alle nass und am frieren sind, gibt es köstliche Chakalaka-Macaroni am Lagerfeuer. Und dann geht es auch schon ins Zelt - mit Blick auf den wundervoll funkelnden namibischen Sternenhimmel durch die offene Zelttür.

Gegen 5 Uhr morgens bekommt eine unserer Mitgereisten die Kotzeritis. Klar, dass es da relativ schlecht ist, 2 Tage bei Hitze durch einen Nationalpark zu fahren. Also sind wir ein solidarisches Autoteam und fahren die junge Dame nach Tsumeb, wo sie sogleich beruhigt ins Bett des Minenhotels fällt.

Danach gehts für uns zurück in den Park. Wir treffen uns mit den anderen im Namutoni Camp. Hier machen wir einen kleinen Switch, sodass jetzt Hannah, Theresa, Lenni und ich in einem Auto fahren und die anderen drei in unserem modern Miet-VW Polo. Im unzerstörbaren 20 Jahre alten Golfi ohne Klima, dafür mit cooler iPod-Playlist geht es für unsere Crew los auf Tierjagd. Wir fahren durch die trockene Ebene, deren Weite unglaublich ist. Auf beiden Seiten geht reicht sie scheinbar auf einer Höhe bis zum Horizont, nur unterbrochen von ein paar Büschen und Bäumen. Die Sonne scheint so hell von oben herab und wird vom hellen Staub am Boden reflektiert, dass fast alles weiß erscheint und es in den Augen brennt, wenn man keine Sonnenbrille trägt. Der weiße Staub weht schon nach kurzer Zeit durch die offenen Fenster und setzt sich in den Haaren und auf der Haut fest. Mit gebleichter Steckdosenfrisur halten wir also durch die größtenteils vertrockneten Büsche Ausschau nach wilden Tieren. Und sind damit ziemlich erfolgreich! 

Der Park hat das gesamte Tierrepertoire aus König der Löwen zu bieten: An diesem Tag sehen wir Giraffen, Zebras, Gnus, Elefanten und jede Menge Antilopen. Nur die Königsfamilie selbst fehlt.

 Das Highlight ist jedoch das Rhino, das wir nach einer Vollbremsung hinter Büschen erspähen können. Das kann auch nicht von dem anderen Einhorn Nashorn getoppt werden, das zum künstlichen Wasserloch im Halali-Camp kommt, um sein Geschäft darin zu verrichten. Obwohl das in  unserer Gruppe für einige Belustigung sorgt. Wir kommen uns vor wie Zuschauer im Zoo, aber die anderen scheint es weniger zu stören. Was wiederum den anderen Übernachtungsgästen des Camps gar nicht gefällt, ist unser Gelächter weil sie der Meinung sind, das ein zweieinhalb Tonnen schweres Tier sich davon in Angst und Schrecken versetzten lässt - ja, bestimmt! 

Am nächsten Morgen sind viele Leute wieder von uns genervt, weil wir mit Musik in den Tag starten. Susa hat Geburtstag, und das muss gefeiert werden!! Mit Partyhüten auf dem Kopf stoßen wir mit Sekt auf das Geburtstagskind an. Unsere Zeltplatz-Nachbarn laden wir kurzerhand mit ein, was zwar auf Verwirrung aber auch auf Freude stößt.

Dann geht es wieder los auf Großwildjagd. Und diesmal sind wir noch erfolgreicher als am Tag zuvor.  Ein ausgewachsener Afrikanischer Elefant läuft 10 Meter vor uns über die Straße. Und als ob diese Show noch nicht genug wäre, kommen weitere Elefanten von der Seite...immer weiter auf uns zu. Das kann einem schon Ehrfurcht einflößen, wenn ein Tier, das dreimal so groß und fünfmal so schwer ist wie das Auto in dem man sitzt. Und wenn dieses Lebewesen dann langsam aber sicher auf einen zu trampelt. Aber wir haben Glück und die Elefanten sind freundlich gestimmt. Sie fressen genüsslich von den wenigen grünen Bäumen, bevor sie den Weg hinter dem Wagen überqueren. Richtig gelassene Dickhäuter!

Dieses Erlebnis wird aber noch getoppt. In einer Kurve sehen wir gleich zwei Busse mit Touris stehen, alle mit gezückten Fotoapparaten. Das kann nur eines bedeuten: Löwen! Und tatsächlich, direkt neben dem Weg liegt eine Löwendame im Savannengras und schaut gelassen auf die aufgeregten Zuschauer. Klar könnte man jetzt wie eigentlich auch bei allen anderen Tieren im Park sagen, die  hab ich auch schonmal im Zoo gesehen. Wenn man ihnen in der Wildnis begegnet, ist das jedoch eine andere Sache. Diese Exemplare sind erstens nicht gezähmt durch die tägliche Fütterung durch Menschen. Sie sind noch Jäger oder müssen sich gegen solche verteidigen oder fliehen können. Und zweitens gibt es hier keinen Sicherheitsgraben und keinen Zaun. Genau das ist der Grund warum wir Gaaaaaanz schnell unsere Fenster hochkurbeln, als die Löwin plötzlich aufspringt und auf die Straße zuläuft. Der Touribusfahrer lacht uns trotzdem herzhaft aus.

Wir machen Pause am Okakuejo-Wasserloch, wo eine Vielfalt an Tieren aufeinander trifft. Springboks, Kudus, Zebras tauchen hier auf, nur um von badenden Elefanten am Genießen gehindert zu werden. Wunderbar!

Dann treffen wir auf den König selbst! Er liegt gelassen im Schatten eines Baumes und genießt, wie der Wind durch seine Mähne streift...RRROOOOAAAARRR !

Alles in allem also ein genialer Trip :)

An dieser Stelle zwei Links zu Blogs unserer Mitreisenden:


Susa: "Es war soeben 20 Uhr..."


Hannah: "Please stay in your vehicle!"

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Savannencamping für Fortgeschrittene

Der kleine rote Citigolf ist gepackt bis oben hin, als wir uns am Freitagnachmittag auf dem Weg zur Spitzkoppe machen, einer Felsformation in der Nähe von Swakopmund. 

Die Spitzkoppe von oben
Die Spitzkoppe von oben

Die Strecke dauert gute 4h und so ist es schon dunkel, als wir über die Gravelroad an einem kleinen Barackendorf vorbei auf das Eingangstor des Spitzkoppe Camps zurasen. Der freundliche Mitarbeiter verkauft uns noch etwas Feuerholz und gibt uns eine Karte mit den Zeltplätzen. Welchen wir nehmen, dürfen wir uns selbst aussuchen.

Das wirklich Coole an dem Campingplatz ist, dass die Plätze einzeln verteilt um die Felsen der Spitzkoppe herum liegen. Jedes Camp hat seine eigene Zufahrt ab vom Hauptweg, sodass man völlig ungestört bleibt und andere Camper so gut wie gar nicht zu Gesicht bekommt. Ein richtiges Naturerlebnis. Das wird noch verstärkt durch den Fakt, dass es kein Strom und kein fließendes Wasser gibt. Nur ein Plumpsklo ein paar Meter weg vom eigentlich Zeltplatz. Aber wer braucht schon die Errungenschaften der Zivilisation, wenn es einen kristallklaren und funkelnden Sternenhimmel gibt?


Unser Zelt bauen wir, campinggeübt wie wir mittlerweile sind, auch im Dunkeln problemlos in Minuten auf. Ich entfache währenddessen mit meinen von Bear Grills erlernten Fähigkeiten ein loderndes Lagerfeuer. Im Kreis sitzen wir um die Flammen herum; es gibt Essen vom Campingkocher, der Lenni noch fast um die Ohren geflogen wäre. Um die Campingatmosphäre perfekt zu machen, trinken wir noch etwas Rum und singen ein paar Liedchen. Als die Temperaturen soweit sinken, dass man sich zusammenkuscheln muss, beschließen wir uns ins Zelt zu verkriechen.


Als wir am nächsten Morgen die Reißverschlüsse Zelttür lösen und den Stoff zur Seite schieben, ist es als würde ein Maler ein Tuch anheben, um sein neues Meisterwerk zu präsentieren. Savannengras um uns herum, grüne Sträucher und Bäume, dazu rote, glatte Felsen, die aussehen wie aus rotem Sand gegossen und zerflossen. Darüber ein wolkenloser, tiefblauer Himmel. Die Dunkelheit am Vorabend hatte es uns nicht ermöglicht, weiter als 5 Meter zu sehen, doch jetzt präsentierte die Natur ihre volle Schönheit.

Nach dem Frühstück geht es motiviert von unserem Zeltplatz los, diese wunderschöne Umgebung zu erkunden. Schon nach wenigen Metern auf dem Hauptweg führt uns ein mit "Rock Arch" betiteltes Schild zu einem großen Felsen, der sich wie ein Bogen über einen anderen spannt. In der Nähe liegen wie riesige Kieselsteine weitere Felsen herum, teilweise sind sie schon durch Erosion zersprungen oder komplett zersplittert. Perfektes Setting für ein paar Poserfotos, dann kann es weitergehen.

Wir wollen neue Wege erkunden und wandern deswegen quer auf die Spitzkoppe zu. Man versteht sofort, warum Roland Emmerich diesen Ort wählte, um Szenen für seinen Film "10.000 BC" zu drehen. Hohes Savannengras, ein schier unendlich weite Ebene, daraus hervorragend das Dreieck der Spitzkoppe und seine Ausläufer.

Schon nach wenigen hundert Metern wissen wir allerdings nicht mehr genau wo wir lang müssen und sind dann irgendwann auch genervt von den vielen kleinen Stacheln, die die ganze Zeit an den Beinen kratzen (oder in meinem Fall durch die Schuhsohle stechen - danke Nike für die Erfindung der Buttersohle). Aber als Möchtegern-Survivor-Kandidaten lassen wir uns natürlich nicht unterkriegen und finden tatsächlich einen Weg. 

Da die Spitzkoppe so wirkt, als wäre sie ohne Ausrüstung kaum zu erklimmen (nicht umsonst wird sie auch das Matterhorn Namibias genannt), beschließen wir den nicht ganz so steilen Nachbarberg zu besteigen.

Der Fuß des Sugar Loaf, so wird der Berg genannt ist wie zerlaufenes Karamell sehr flach und weich, doch dann wird es relativ schnell steil und die Felsen immer kleiner. Durch Erosion ist der Berg irgendwann auseinandergebrochen, sodass nun jede Menge Felsen mehr oder weniger stabil übereinander liegen. Jeder der den Film 127 Hours gesehen hat, wird da Horrorszenarien in seinem Kopf durchspielen - und natürlich verdrängen. Denn es ist einfach ziemlich cool so von Fels zu Fels zu hüpfen und dann irgendwann beim Umdrehen zu merken, wie unglaublich weit und beeindruckend. So eine kurze Pause mit einem Peanutbutter-Banana-Sandwich kommt da natürlich auch nicht schlecht, um den Ausblick noch mehr genießen zu können.

Es geht immer weiter bergauf, bis wir an der Stelle ankommen, wo das Geröll herkommt. Die Spitze des Sugar Loaf hat sich hier so zerteilt, dass es wirkt, als hätte jemand versucht hier Platz zu schaffen für den Bau einer Schnellstraßen (würde von der Breite her passen), hätte dann aber aufgegeben. Wir gehen weiter, bis das Gelände steil abfällt und der Blick auf die andere Seite frei wird. 

Durch die Erfahrung an den Victoria Falls sind wir sind wir etwas gelassener was das Stehen auf allein über dem Abgrund stehenden Felsen betrifft. Ein gewisser Nervenkitzel ist trotzdem zu spüren, als wir die Beweisfotos anfertigen.

Dann geht es wieder herunter und zum Zelt zurück, da die Sonne bereits müde die letze Stunde bis zum Feierabend abwartet.


Manchmal macht man Pläne, um dann bei geringem Widerstand bereits zu merken, dass man eigentlich nicht wirklich motiviert ist, sie auszuführen. So geht es uns, als wir am Sonntagmorgen um 7 aufwachen und feststellen, dass es bitterkalt und neblig ist. Bei diesen Bedingung möchte man sich lieber in den Schlafsack kuscheln und an seinen Zeltnachbarn wärmen, als aus dem Zelt zu kriechen und Frühstück zu machen. Lenni bildet da jedoch die Ausnahme (im Nachhinein kann man sagen: zum Glück - in diesem Moment kommt ihm aber eher Ablehnung als Respekt entgegen). Er schmeißt den Gaskocher an, macht Wasser heiß für Kaffee und bereitet uns Müsli und Brot und motiviert uns dazu, aus dem Schlafsack und in die tiefgefrorenen Klamotten zu steigen und aufzustehen. Warum diese Qual? Wir hatten uns vorgenommen, an diesem Morgen eine geführte Tour zu machen - jaja, ich weiß, wir haben uns immer gegen solche Touristenklischeeangebote ausgesprochen und über Leute lustig gemacht, die einen Guide engagieren...aber in diesem Fall haben wir keine Wahl, da der Ort, den wir besuchen wollen eingezäunt und versteckt liegt. 

Eine knappe halbe Stunde zittern wir an der Rezeption in der Kälte, da unser Guide erst von einem anderen Mitarbeiter mit einem einpedaligen Fahrrad (keine Ahnung, wie er das fahren konnte) geweckt und geholt werden musste.

Sichtlich verkatert kommt der junge Mann an und versucht uns klar zu machen, dass wir einen einfacheren Weg nehmen sollten. Dass der Gute ernsthaft noch weniger motiviert ist als wir, und wir ihn dafür noch bezahlen sollen, entfacht ein gewisses Feuer der Motivation in uns, sodass wir stur widersprechen und uns aufmachen zum Bushman's Paradise

Das Bushman's Paradise ist eine rundum von Felsen umgebene Ebene  auf einem der Ausläufer der Spitzkoppe. Hier wachsen Savannengras, Sträucher und grüne Bäume und es gibt Höhlen, in denen die Ureinwohner früher wohnten. All das lässt sich vom Fuß des Berges nicht mal annähernd erahnen. Es ist ein bisschen wie man sich den Garten Eden vorstellt: ein verstecktes Paradies.

In eine der Höhlen finden sich an den Wänden Felszeichnungen der San. Auch nach hunderten und tausenden von Jahren sind diese noch gut erhalten. Ein Rhino ist zu finden, und Giraffen sowie Bilder einer Jagd.

Nach diesem Erlebnis gibt es erstmal ein reichhaltiges Frühstück. Aus den Soßenresten zaubert Chefkoch Sissi in Verbindung mit Avocado und ein paar Kräutern die leckerste Nudelsoße, die wir jemals genießen durften. Wie oft bin ich schon mit Kochlöffel in der Küche stehend aufgewacht, weil meine Träume mich nachts zu dieser Soße geführt haben und ich schlafwandelnd versucht habe, sie zu reproduzieren...leider bisher erfolglos. Vielleicht braucht man einfach einen Gaskocher, Blechtöpfe und ein wenig Sand im Essen um wirklich namibische Camperkost zu kochen. Wie auch immer, nach dem Essen wollen wir den Nationalpark auf der Rückseite der Spitzkoppe erkunden...

 

Susa hat noch nie in ihrem Leben ein Auto gesteuert (eben 'ne echte Berlinerin) und da der Wagen alt ist, keine Tiere auf der Straße zu sehen und mitten in der Natur normalerweise keine Polizisten unterwegs sind, darf sie sich hier mal versuchen. Im ersten Gang mit 20 über Steine und Sand, so lernt man Fahren! 

Wir lassen das Auto an dem Zaun des Nationalparks zurück und wandern nach einer kurzen Kletteraktion durch die weite Savanne, springen auf Felsen, quetschen uns durch kleine Schluchten und genießen einfach das warme Wetter, die Natur und das Leben. Da kann man schonmal vergessen, dass Sonnenschein auch Sonnenbrand bedeuten kann - aber 3 Wochen als Redneck herumzulaufen ist für diesen Trip auf jeden Fall ein fairer Preis!

An dieser Stelle noch zwei Links zu Blogs unserer Mitreisenden:

Susa: "1000 raubkopierte Menschenklone"

Hannah: "Into the Wild"

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Little Germany & der Robbenclan

Donnerstag, 11/09/2014

Das Wochenende begann bei uns diesmal schon am Donnerstag. Mit einer Reisetasche und einem kleinen Rucksack bepackt ging es los zur Tankstelle Rhinopark in Windhoek. Von da aus fahren die Minibusse nach Okahandja, Walvis Bay und Swakopmund. Wir wollen in den letztgenannten und zahlen dafür 140 N$. 10 € für eine Strecke von 370 km - das ist schon ein fairer Preis. Warum das ganze für den Betreiber trotzdem noch rentabel ist stellt sich in der nächsten halben Stunde heraus. 

Nachdem wir unser Gepäck auf den Anhänger geladen haben (afrikanische Konstruktion: wenn dir der Boden weg bricht, leg einfach eine Europalette drauf, das hält!) wollen wir uns hinten in den Minibus bewegen. Die neuen Plätze sehen aber schon halb belegt aus und wir würden gerne zusammen sitzen (jaja ich weiß - wir wurden auch schon als Geschwister bezeichnet). Also setzen wir uns dreist nach vorne neben den Fahrer.

Das stellt sich im Nachhinein als ganz gute Idee aus, denn es kommen immer mehr Menschen, die noch mitfahren wollen. Und sie alle werden reingelassen. Immer wenn ein neuer potentieller Gast kommt, wirft der Fahrer einen Blick in den Bus und findet an irgendeiner Stelle noch einen Sitz zum Ausklappen. Am Ende befinden sich 17 Leute plus Fahrer in dem kleinen Toyota. Das ganze hat vielleicht auch sicherheitstechnische Aspekte: Alles ist so gequetscht dass sich bei einem Unfall nicht mehr viel bewegen kann. Insgesamt sind wir froh dass es in Namibia zwar einen Roadblock der Polizei gibt, die ihren Job aber nicht wirklich ernst nehmen und uns durchwinken.

 

Ab hier geht es immer weiter: Die Geschwindigkeitsanzeige funktioniert nicht und so wird einfach soviel Gas gegeben, wie der Wagen hergibt. Der Motor hat ganz schön zu arbeiten, was wir direkt spüren, da die Vorderbank sich direkt darüber befindet. An jeder Tankstelle wird die Bank hochgeklappt um Öl nachzufüllen und Wasser zur Kühlung über den Motor geschüttet. Kein Wunder dass der Motor so heiß wird, denn auch wir sind ordentlich am Schwitzen. Davon lassen wir uns den Spaß jedoch nicht nehmen. Wir wippen zur lautstarken Musik, tanzen an den Tankstellen und nicken zwischendurch öfters ein. Der Griff des Fahrers zwischen die Beine, um die Stereoanlage zu steuern ist auch spätestens nach dem zehnten Mal einfach zu ignorieren, und so kann man die Fahrt entspannt genießen.

 

Nach der Ankunft geht es im Taxi mit Hilfe der Navigationsapp auf meinem Smartphone zum Hostel, da der Fahrer absolut keine Ahnung hat wo wir hinmüssen und uns schon nach 2 Minuten in die komplett gegensätzliche Gegend der Stadt gelenkt hat.

 

Kurz ausgepackt, dann laufen wir auch schon zum Strand um das Meer in der schwindenden Tageshelligkeit noch zu sehen. Es ist toll nach so langer Zeit mit trockener Luft und hohen Temperaturen wieder das Meer zu sehen und die frische Meeresluft einzuatmen! Es wird schon fast zu kalt bei dem Wind, also geht es bald zurück zum Hostel.

Das Hostel ist einfach genial und mit 120 N$ (8€) unschlagbar günstig. Wir kommen in ein Zimmer mit Ming, einem jungen Chinesen mit nur spärlich vorhandenen Englischkenntnissen, der gerade auf Weltreise befindet. Er gibt unserem Abend einen coolen Soundtrack durch die Schreie und Musik eines beliebten Online-Multiplayer-Games. Wir entscheiden uns einmal früh schlafen zu gehen um den Tag gut nutzen zu können.

Freitag, 12/09/2014

Wir nutzen erstmal ausgiebig das kostenlose Frühstück in unserer neuen Lieblingsunterkunft. Es gibt Toast mit Käse und Marmelade sowie Müsli mit Joghurt und Milch. Als Laktis entscheiden wir uns dann um Unannehmlichkeiten zu vermeiden für die erste Variante. Entspannt sitzen wir mit unseren Tellern im wunderbar angelegten Garten an einem Gartentisch auf dem grünen Rasen und genießen die (zugegeben weniger als in Windhoek vorhandene) Sonne.

Dann geht es für uns los zur Stadterkundung. Wir laufen an der Strandpromenade entlang und sind ganz schön beeindruckt von den großen Häusern die hier in den meist deutsch benannten Straßen stehen. Das schönste ist, dass es fast keine Zäune gibt. Das erzeugt ein viel stärkeres Gefühl der Sicherheit als die hohen Mauern mit Elektrozäunen in Windhoek. Generell wirkt alles sehr viel weniger bedrohlich als in Windhoek und man kann sich gelassen bewegen. Allgemein ist die Stadt sehr schön und hat viele alte Gebäude im Kolonialstil zu bieten. Man könnte fast den Eindruck bekommen man wäre in einer aus dem 19ten Jahrhundert stammenden Version eines deutschen Provinzstädtchens gelandet - wären da nicht die Sandstraßen und die vielen Palmen. Generell ist hier vieles deutsch - die schon erwähnten Straßenschilder, die Einkaufspassage und auch die Menschen. Ein wenig seltsam ist das ja schon oder vielleicht einfach untypisch für Afrika.

Gegen Mittag mieten wir einen brandneuen VW Polo und machen uns auf den Weg nach Walvis Bay, die große Nachbarstadt von Swakopmund. Auf der rechten Straßenseite das Meer auf der linken nichts als Sand so weit man sehen kann. So langsam versteht man warum so viele Leute hier nach einem Schiffbruch in der Wüste verendet sind. Wir gönnen uns erstmal ein Fischbrötchen am Strand  und genießen, dass wir ein Auto haben und uns deswegen keine Sorgen um unsere Rückkehr machen müssen.

In Walvis Bay geht es erstmal zum Hafen und dort in eine kleine Bar, Kaffee trinken. Die Stadt ist anders als Swakop eher industriell geprägt und nicht wirklich schön, deswegen machen wir uns gleich auf zu unserem nächsten Stopp...

 ...dem Birds Paradise. Die Kläranlage von Walvis Bay leitet ein Teil ihres Wassers in die Dünen. Das gefiel den Vögeln so gut, dass sie sich dort ansiedelten, sodass eine riesige Kolonie entstand, die mittlerweile ein Naturschutzgebiet ist. Als wir ankommen ist jedoch niemand da um uns den Weg zu zeigen. Also beschließen wir auf eigene Faust über die Dünen zu klettern.

 Auf der anderen Seite bietet sich uns ein unglaublich bizarres Bild. Flamingos, die eigentlich mit tropischen Gewässern oder einem gewissen MC Fitti assoziiert werden, fliegen hier über Sanddünen. Es finden sich kleine grüne Flächen um die Teiche, die aus dem Klärwasser entstanden sind. Dort lassen sich auch die Flamingos nieder und stehen typisch einbeinig herum.

 Als wir ein paar Sandberge mehr erklommen haben, entdecken wir das eigentliche Birds Paradise: Eine riesige Wasserfläche mit vielen kleinen grün bewachsenen Inseln und einer unglaublichen Zahl an gefiederten Tieren.

 So könnte man einen Abend beenden. Aber manche Tage gehen anscheinend ewig weiter. Beim Essen im Hostel lernen wir zwei Mädels aus Deutschland kennen, die gerade ein Praktikum in Windhoek beim Radio machen. Gemeinsam mit ihnen und Ming gehen wir in die Stadt und enden nach verzweifelter Essenssuche mit Fast Food in einer Bar ("Kücki's Pub"). Nach einer guten Menge Alkohol geht es für uns weiter in ein Club/Restaurant-Mix der sich Napolitana nennt. Hier findet sich anscheinend das komplette seltsame Publikum Swakopmunds ein. Wir schaffen es jedoch durch jede Menge Wetten unseren Spaß mit den ganzen Freaks zu haben und fallen später erschöpft ins Bett.

Samstag, 12/09/2014

Ming ist in der Nacht vom Hochbett gefallen und hat uns alle aufgeweckt. Da war wohl jemand leicht angetrunken :D

Jedenfalls machen wir uns wieder zu 5 auf den Weg, diesmal geht es mit unserem coolen Polo die Küste hinauf. Die Küste heißt nicht ohne Grund Skeleton Coast: Hier strandeten unzählige Schiffe um dann nichts als Sand und Salz und Felsen vorzufinden - eine schreckliche Vorstellung. Ein paar Schiffswracks kann man noch im flachen Gewässer liegen sehen.

Das Cape Cross, das wir besuchen, ist die größte Robbenkolonie der Welt: 2000 Seelöwen hängen hier auf engstem Raum ab. Kein Wunder, dass es da auch mal zu Streits, Kämpfen und Gebrüll kommt. Und natürlich zu einem höllischen Gestank, denn die Tiere können zwar wunderbare Schwimmkünste vorweisen, sind aber nicht unbedingt reinlich.

Zurück in Swakopmund müssen Lenni und ich noch eine Wette einlösen und im Meer schwimmen gehen. Hört sich eher cool an? Ist es auch, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Benguela-Strom, der hier das Meer bewegt kommt nämlich ganz aus dem Süden, von der Antarktis. Und da hat es ja bekanntlich nicht gerade Mallorca-Badeurlaubs-Temperaturen. Einmal reinrennen, in die Wellen springen und dann auf dem Parkplatz umziehen reicht also für den Tag. Hinterher erfahren wir, dass hier schon Menschen beim Baden gestorben sind...aber so schlimm war es ja dann doch nicht.

Nach leckerem Essen im Restaurant und "ein wenig" Wein im Hostel machen wir dann noch einen Nachtspaziergang am Strand, der für ein paar von uns mit nassen Füßen endet...

Sonntag, 12/09/2014

Ein leichter Kater bestimmt den Morgen, sodass das Frühstücken nicht ganz so einfach fällt. Dazu bleibt aber auch gar nicht so viel Zeit weil kurz nach dem Aufstehen ein alter VW-Bus vorbeikommt um uns zum Sandboarding abzuholen. Wir fahren die Straße nach Walvis Bay entlang, biegen dann nach links ab und parken direkt vor einer riesigen Sanddüne. Unser "Lehrer" gibt uns Schuhe und Snowbo...äh..Sandboards die wir (juhu!) die Düne hinauftragen dürfen. Sandboarding scheint noch so underground zu sein, dass keine Lifte gebaut wurden (Vielleicht liegt das aber auch daran dass sich auf Sand schlecht bauen lässt? Naja egal!). Oben werden die Boards eingefettet und nach ein paar Instruktionen kann es auch schon losgehen. Wer schonmal auf einem Snowboard stand weiß, wie schwer diese Art der Fortbewegung zu lernen ist. Auf dem Sand ist es aber wohl etwas einfacher, und so klappt es nach wenigen Versuchen, die mit jeder Menge Sand in den Klamotten enden, schon ganz gut. Die Boards gleiten auf dem feinen Wüstensand nur so hinunter und die Stunde vergeht ziemlich schnell.

Zurück im Hostel wird noch schnell gepackt und zumindest versucht, den Sand vom Körper zu duschen, dann geht es auch schon los. Wir fahren mit den Mädels im Auto zurück, und so beginnt ein vierstündiger Roadtrip auf dem Highway nach Windhoek. Obwohl Highway als Bezeichnung für eine Teerstraße mit einer Spur in jede Richtung etwas übertrieben ist. Wir hören laut Musik (singen noch lauter mit) und genießen wie die Temperatur, je weiter wir uns vom Meer entfernen, immer weiter steigt. Irgendwann halten wir am Straßenrand (Raststätten sind eher selten) und fangen an, wie es sich für echte Namibier gehört, auf der Straße zu tanzen...was ein verrücktes Wochenende!

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Geschichte, wo steckst du?

Am 11. August 1904 fand am Waterberg die entscheidende Schlacht zwischen den Herero und der deutschen Kolonialmacht statt. Die Herero hatten zuvor einen Aufstand begonnen um sich gegen den als Existenzbedrohung angesehen Verlust immer größerer Weidegebiete und die Missachtung der Menschenwürde in Form von Vergewaltigung und Mord zu wehren. Nach ersten Kämpfen gegen die am Anfang nur 1500 Mann starke deutsche Truppe zogen sich die Herero an das Hochplateau des Waterberges zurück. Die Wasservorkommen und die Weideflächen am Wartenberg dienten ihnen als  Versorgung.

Der neu entsandte Generalleutnant Lothar von Trotha kam anschließend mit fünf Schiffen aus Deutschland und brachte unter anderem 2185 Soldaten zur Verstärkung mit, um den vom Kaiserreich gewollten Finalschlag auszuführen.

Am 4. August waren die Truppen samt Material dann am Waterberg angekommen und einsatzbereit. Der Plan war, die Herero von allen Seiten einzukesseln und zu vernichten.

Dies misslang jedoch und vielen Herero gelang die Flucht nach Osten in die Omaheke-Wüste. Die deutschen Truppen nahmen die Verfolgung auf und zwangen die Herero dadurch immer weiter entlang der Wasserstellen zu fliehen. Diese konnten jedoch nicht das ganze Volk versorgen. Während nur wenige am Waterberg fielen, starb der Großteil des Volks durch Verdursten und Entkräftung. Es wurden Erdlöchern von acht bis teilweise 16 Meter gefunden, um die Tote lagen, die verzweifelt nach Wasser gegraben hatten. Rund 80 % der Herero verloren auf diese Art ihr Leben. Der Führer der Herero, Samuel Maharero schaffte es mit etwa 1000 Mann ins britisch besetzte Betschuanaland zu fliehen. Die Vorfälle führten dazu, dass sich auch die Nama unter Hendrik Witbooi und Jajob Morenga erhoben. Ihr Aufstand wurde Anfang 1906 beendet. 

 

Die Zahl der Herero wurde 1904 auf 80.000-100.000 Personen geschätzt. Im Jahr 1911 lebten davon nur noch 15.130. Dieser Völkermord hatte also 65.000-85.000 Herero sowie ca 10.000 Nama das Leben gekostet. Das Vorgehen der deutschen Truppen wurde durch die von der UN beschlossene Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes offiziell als Völkermord bezeichnet. Die Bundesregierung hält jedoch offiziell unverändert daran fest, dass es sich nicht um einen Völkermord gehandelt habe. Die damalige deutsche Ministerin für Entwicklungszusammenarbeit Wieczorek-Zeul hat jedoch 2004 zum 100. Jahrestag vor Ort den Toten gedacht und sich dabei erstmals zur politischen und moralischen Schuld der deutschen Kolonialverwaltung bekannt.

Von all dem bekamen wir als Touristen am Waterberg absolut nichts mit. Es gibt dort kein Museum (oder zumindestens konnten wir keines finden) und auch in den Broschüren wird eher positiv auf die schöne Landschaft und die Artenvielfalt von Flora und Fauna hingewiesen. 

Man sollte deswegen jedoch nicht davon ausgehen, dass dieser Teil der Geschichte in Namibia vergessen wurde. Die Hochburg der Herero ist mittlerweile Okahandja. Und dort wird jedes Jahr am letzen Wochenende im August der Hererotag zum Gedenken an die Gefallenen gefeiert.

 

Das nur als kleine Hintergrundinformation -  und als Entschuldigung dafür, dass ich die dunkle Geschichte dieses Ortes im Folgenden nicht mehr erwähne...

Freitag, 29/10/14

Als wir morgens aufstehen, sind wir immer noch ziemlich fertig von den vorangegangen 7 Tagen Reise nach Livingstone und durch Caprivi. Nach einem Frühstück mit Bacon und Eiern im zur Lodge gehörenden Restaurant machen wir uns auf in die Innenstadt von Rundu zum Einkaufen. Durch die nahe Grenze zu Angola, gibt es hier jede Menge Riesenshops und Einkaufscenter und jeder Zweite hier spricht portugiesisch. Wir suchen uns einen Spar, kaufen nochmal Fleisch, Wasser und den obligatorischen Alkohol ein und machen uns dann auf den knapp 450 km langen Weg zum Waterberg...

Nach mehreren Stunden sehen wir auf der rechten Seite das Schild zum größten je auf der Erde gefundenen Meteoriten der Welt. Kurzfristig beschließen wir, den Umweg in Kauf zu nehmen um dieses Highlight nicht zu verpassen. Unsere Erwartungen sind hoch...und werden maßlos enttäuscht. Was wir präsentiert bekommen ist ein etwa 3 Meter breiter, 2,5 Meter Langer und 1 Meter hoher Eisenklotz, der von Treppenstufen umrandet in einem Loch im Boden liegt.

Wir sind so beeindruckt, dass wir ganze 10 Fotos schießen, um dann am Tisch vor dem Kassenhäuschen unseren Mittagssnack einzunehmen. Das eigentliche Highlight waren dann auch eher die zwei Hühner die dort rumliefen und gackerten und mit denen wir einigen Spaß hatten (also echte Hühner, keine Menschen).

Nach den absolut genialen Peanutbutter-Bananen-Sandwiches beschließen wir weiterzufahren, bevor Jere aus lauter Fleischeslust die Hühner mit unserem Küchenmesser schlachtet. Nach 2 Stunden Fahrt inklusive Tiersichtungen, einem Vogelmord und einem 90° Drift um die Kurve auf der Gravelroad erreichen wir die Waterberg Wilderness Lodge. Nach dem das Zelt aufgebaut und das Auto ausgeräumt ist, bricht auch schon die Dunkelheit über uns herein. Damit uns nicht kalt wird, versuchen wir mit dem kostenlosen Feuerholz ein Lagerfeuer zu entfachen...dumm nur dass das Holz frisch ist und deshalb feucht. Also bekommen wir statt leuchtenden Flammen grauen Rauch...


Zum Glück kommt da die Idee auf das neue Holz über den anstrengend entfachten Holzscheiten zu trocknen. Wie gut das auch ein Grillrost vorhanden ist, der das Aufschichten zu einem ganzen Turm möglich macht. Das ganze klappt erstaunlich gut. So gut, dass wir irgendwann anfangen müssen, unseren schönen Tower wieder abzubauen, weil ein Teil des Holzes bereits angefangen hat zu brennen und dank grandioser Planung ein Baum über den Grill wächst.


Eigentlich haben wir auch noch Lust zur Lodge zu fahren um die Bar auszutesten. Also bauen wir alles ab und lassen die Scheite, die noch leicht glimmen liegen. 

Die Bar ist sehr offen gebaut, sie besteht mehr aus einem Metalldach und ein paar Glasscheiben und ist an 2 Seiten komplett offen. Dadurch entfaltet sich der gesamte Ausblick vor uns, als wir auf der Couch sitzen und unser Glas trinken. So kann man einen Abend schön ausklingen lassen. Nach einer Weile kommt der Kellner zu uns und erklärt uns dass die Bar jetzt, um 9 Uhr abends, schließt.


So früh aus dem Etablissement geschmissen zu werden, verstört uns dann doch, aber vielleicht passen wir auch einfach nicht in das Klischee des 50 jährigen, missmutigen Namibiatouristen, der morgens um 5 aufsteht um in seiner Safarikleidung auf überteuerte Guided Walks zu gehen. Die ganze Sache hat aber auch eine gute Seite, wie wir feststellen als wir zurück zu unserem Camp kommen: Die Holzscheite, die aussahen als wären sie ausgegangen...sie waren es nicht - und so ist ein schönes Feuer unter der Grillfläche entfacht, dessen Flammen 2 Meter hoch bis zu den Ästen der nächsten Bäume schlagen. 


Nach 5 Minuten panischem Löschen sehen wir das ganze Ausmaß der Gefahr:

Die 2 Gasflaschen stehen 1 Meter von der Brandstelle entfernt, das Auto daneben...das hätte ein filmreifes Inferno geben können. Manchmal ist es eben doch besser früher zu gehen. 

Samstag, 30/10/14

 Wir stehen nach von den Malariatabletten verwirrten Träumen erschöpft auf und Frühstücken in der warmen Sonne. Unglaublich was diese Pillen mit dem Kopf anstellen können.


Mitten in der Nacht wache ich auf und sehe den glitzernd-leuchtenden Sternenhimmel über mir. Ich frage mich warum ich nicht im Zelt liege, und wie ich da hin gekommen bin. Panisch setze ich mich auf...und bleibe mit dem Kopf in der Zeltwand hängen. Die leuchtenden Sterne, es waren die Löcher in der Zeltwand, durch das helle Licht der Morgensonne schien. Mit Halluzinationen aufzuwachen macht den Start in den Tag perfekt.

Nach dem schleppend eingenommenen Frühstück machen wir einen Spaziergang auf den Trails der Lodge. Die 350 N$, die ein Game Drive gekostet hätte, wollten wir uns sparen, genauso wie die 140 N$ für einen Guided Walk.


Der Giraffe-Crossing-Trail, den wir zuerst laufen, stellt sich als gar nicht giraffig heraus. Er ist vielmehr eher mückig. Nach 1 Stunde treffen wir auf eine Wegkreuzung, die den Hang zum Waterberg hinauf führt. Das klingt deutlich interessanter, und so laufen wir auf dem Dassie-Trail weiter. Den Hinweis auf den ausgezeichneten Wegen zu bleiben ignorieren wir zum ersten Mal nach etwa 10 Minuten. Es sind einfach zu viele Felsen neben dem Pfad, auf die man klettern kann um einen besseren Ausblick zu genießen. Schnell wird es zu einem Wettbewerb, wer zuerst den nächsten größten Felshügel erklommen hat. Wir belohnen uns zur Feier des Tages mit einem Picknick auf einem kleinen Plateau am Hang...mit einer traumhaften Aussicht auf das Tal. 

 Durch unsere Klettereinlagen sind wir so weit vom Weg abgekommen, dass wir jetzt erstmal mehr oder weniger verloren auf einem ausgetretenen Pfad in die Richtung laufen, in die wir glauben dass der Weg führt. Nach einiger Zeit erreichen wir den Dassietrail und den eigentlichen ausgezeichneten Ausblickspunkt. Der ist aber im Vergleich zu unserem eigenen dann doch eher langweilig. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir die Lodge. Dort gibt es einen großen Garten auf dem Paviane umherlaufen und Dassies, oder Klippschliefer, die dem Trail den Namen gaben und die in Bauten unter den Baumwurzeln leben. Die Tierchen sind sowas von neugierig und süß dass wir einfach nur fasziniert in der Gegend rumstehen und das Schauspiel beobachten.

Sonntag, 31/10/14

Nach dem Frühstück wird direkt das Auto gepackt und der Zeltplatz so aufgeräumt, dass man die Folgen des Feuerholz-Tower-Infernos nicht mehr allzu offensichtlich erkennen kann. Als Lenni dann beim Packen einen kurzen Blick in den Reiseführer wirft, um zu schauen was man so auf dem Weg zurück nach Tsumeb unternehmen kann, fällt uns auf dass wir gar nicht in der großen Waterberg-Lodge sind.

 

Hier waren wir also, nachdem wir uns ein Wochenende lang gewundert haben, warum so wenige Touristen hier sind und warum man den komischen Berg denn nicht besteigen kann. Tja, das passiert wenn man den Reiseführer nicht richtig liest :D

 

Also direkt ins Auto gesprungen und losgefahren, ab gehts zu Camp 2. Das (staatliche) NWR-Camp ist zwar bei weitem nicht so schön wie die Waterberg-Wilderness-Lodge, hat aber einen Trail auf das Plateau hinauf.

 

Das Wandern wird hier eher zum Klettern, da der Weg sehr steil über Felsen nach oben führt. Die Anstrengung hat sich aber gelohnt, denn der Blick der  uns von hier oben geboten wird, ist phänomenal.

 Wir sitzen noch einige Zeit auf den Felsen am Rand des Plateaus und schauen auf die Ebene hinab. Es ist auch die Gelegenheit um die letzten 10 Tage Reise nochmal vorbeiziehen zu lassen und die vielen Erlebnisse zu resümieren.

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