Geschichte, wo steckst du?

Am 11. August 1904 fand am Waterberg die entscheidende Schlacht zwischen den Herero und der deutschen Kolonialmacht statt. Die Herero hatten zuvor einen Aufstand begonnen um sich gegen den als Existenzbedrohung angesehen Verlust immer größerer Weidegebiete und die Missachtung der Menschenwürde in Form von Vergewaltigung und Mord zu wehren. Nach ersten Kämpfen gegen die am Anfang nur 1500 Mann starke deutsche Truppe zogen sich die Herero an das Hochplateau des Waterberges zurück. Die Wasservorkommen und die Weideflächen am Wartenberg dienten ihnen als  Versorgung.

Der neu entsandte Generalleutnant Lothar von Trotha kam anschließend mit fünf Schiffen aus Deutschland und brachte unter anderem 2185 Soldaten zur Verstärkung mit, um den vom Kaiserreich gewollten Finalschlag auszuführen.

Am 4. August waren die Truppen samt Material dann am Waterberg angekommen und einsatzbereit. Der Plan war, die Herero von allen Seiten einzukesseln und zu vernichten.

Dies misslang jedoch und vielen Herero gelang die Flucht nach Osten in die Omaheke-Wüste. Die deutschen Truppen nahmen die Verfolgung auf und zwangen die Herero dadurch immer weiter entlang der Wasserstellen zu fliehen. Diese konnten jedoch nicht das ganze Volk versorgen. Während nur wenige am Waterberg fielen, starb der Großteil des Volks durch Verdursten und Entkräftung. Es wurden Erdlöchern von acht bis teilweise 16 Meter gefunden, um die Tote lagen, die verzweifelt nach Wasser gegraben hatten. Rund 80 % der Herero verloren auf diese Art ihr Leben. Der Führer der Herero, Samuel Maharero schaffte es mit etwa 1000 Mann ins britisch besetzte Betschuanaland zu fliehen. Die Vorfälle führten dazu, dass sich auch die Nama unter Hendrik Witbooi und Jajob Morenga erhoben. Ihr Aufstand wurde Anfang 1906 beendet. 

 

Die Zahl der Herero wurde 1904 auf 80.000-100.000 Personen geschätzt. Im Jahr 1911 lebten davon nur noch 15.130. Dieser Völkermord hatte also 65.000-85.000 Herero sowie ca 10.000 Nama das Leben gekostet. Das Vorgehen der deutschen Truppen wurde durch die von der UN beschlossene Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes offiziell als Völkermord bezeichnet. Die Bundesregierung hält jedoch offiziell unverändert daran fest, dass es sich nicht um einen Völkermord gehandelt habe. Die damalige deutsche Ministerin für Entwicklungszusammenarbeit Wieczorek-Zeul hat jedoch 2004 zum 100. Jahrestag vor Ort den Toten gedacht und sich dabei erstmals zur politischen und moralischen Schuld der deutschen Kolonialverwaltung bekannt.

Von all dem bekamen wir als Touristen am Waterberg absolut nichts mit. Es gibt dort kein Museum (oder zumindestens konnten wir keines finden) und auch in den Broschüren wird eher positiv auf die schöne Landschaft und die Artenvielfalt von Flora und Fauna hingewiesen. 

Man sollte deswegen jedoch nicht davon ausgehen, dass dieser Teil der Geschichte in Namibia vergessen wurde. Die Hochburg der Herero ist mittlerweile Okahandja. Und dort wird jedes Jahr am letzen Wochenende im August der Hererotag zum Gedenken an die Gefallenen gefeiert.

 

Das nur als kleine Hintergrundinformation -  und als Entschuldigung dafür, dass ich die dunkle Geschichte dieses Ortes im Folgenden nicht mehr erwähne...

Freitag, 29/10/14

Als wir morgens aufstehen, sind wir immer noch ziemlich fertig von den vorangegangen 7 Tagen Reise nach Livingstone und durch Caprivi. Nach einem Frühstück mit Bacon und Eiern im zur Lodge gehörenden Restaurant machen wir uns auf in die Innenstadt von Rundu zum Einkaufen. Durch die nahe Grenze zu Angola, gibt es hier jede Menge Riesenshops und Einkaufscenter und jeder Zweite hier spricht portugiesisch. Wir suchen uns einen Spar, kaufen nochmal Fleisch, Wasser und den obligatorischen Alkohol ein und machen uns dann auf den knapp 450 km langen Weg zum Waterberg...

Nach mehreren Stunden sehen wir auf der rechten Seite das Schild zum größten je auf der Erde gefundenen Meteoriten der Welt. Kurzfristig beschließen wir, den Umweg in Kauf zu nehmen um dieses Highlight nicht zu verpassen. Unsere Erwartungen sind hoch...und werden maßlos enttäuscht. Was wir präsentiert bekommen ist ein etwa 3 Meter breiter, 2,5 Meter Langer und 1 Meter hoher Eisenklotz, der von Treppenstufen umrandet in einem Loch im Boden liegt.

Wir sind so beeindruckt, dass wir ganze 10 Fotos schießen, um dann am Tisch vor dem Kassenhäuschen unseren Mittagssnack einzunehmen. Das eigentliche Highlight waren dann auch eher die zwei Hühner die dort rumliefen und gackerten und mit denen wir einigen Spaß hatten (also echte Hühner, keine Menschen).

Nach den absolut genialen Peanutbutter-Bananen-Sandwiches beschließen wir weiterzufahren, bevor Jere aus lauter Fleischeslust die Hühner mit unserem Küchenmesser schlachtet. Nach 2 Stunden Fahrt inklusive Tiersichtungen, einem Vogelmord und einem 90° Drift um die Kurve auf der Gravelroad erreichen wir die Waterberg Wilderness Lodge. Nach dem das Zelt aufgebaut und das Auto ausgeräumt ist, bricht auch schon die Dunkelheit über uns herein. Damit uns nicht kalt wird, versuchen wir mit dem kostenlosen Feuerholz ein Lagerfeuer zu entfachen...dumm nur dass das Holz frisch ist und deshalb feucht. Also bekommen wir statt leuchtenden Flammen grauen Rauch...


Zum Glück kommt da die Idee auf das neue Holz über den anstrengend entfachten Holzscheiten zu trocknen. Wie gut das auch ein Grillrost vorhanden ist, der das Aufschichten zu einem ganzen Turm möglich macht. Das ganze klappt erstaunlich gut. So gut, dass wir irgendwann anfangen müssen, unseren schönen Tower wieder abzubauen, weil ein Teil des Holzes bereits angefangen hat zu brennen und dank grandioser Planung ein Baum über den Grill wächst.


Eigentlich haben wir auch noch Lust zur Lodge zu fahren um die Bar auszutesten. Also bauen wir alles ab und lassen die Scheite, die noch leicht glimmen liegen. 

Die Bar ist sehr offen gebaut, sie besteht mehr aus einem Metalldach und ein paar Glasscheiben und ist an 2 Seiten komplett offen. Dadurch entfaltet sich der gesamte Ausblick vor uns, als wir auf der Couch sitzen und unser Glas trinken. So kann man einen Abend schön ausklingen lassen. Nach einer Weile kommt der Kellner zu uns und erklärt uns dass die Bar jetzt, um 9 Uhr abends, schließt.


So früh aus dem Etablissement geschmissen zu werden, verstört uns dann doch, aber vielleicht passen wir auch einfach nicht in das Klischee des 50 jährigen, missmutigen Namibiatouristen, der morgens um 5 aufsteht um in seiner Safarikleidung auf überteuerte Guided Walks zu gehen. Die ganze Sache hat aber auch eine gute Seite, wie wir feststellen als wir zurück zu unserem Camp kommen: Die Holzscheite, die aussahen als wären sie ausgegangen...sie waren es nicht - und so ist ein schönes Feuer unter der Grillfläche entfacht, dessen Flammen 2 Meter hoch bis zu den Ästen der nächsten Bäume schlagen. 


Nach 5 Minuten panischem Löschen sehen wir das ganze Ausmaß der Gefahr:

Die 2 Gasflaschen stehen 1 Meter von der Brandstelle entfernt, das Auto daneben...das hätte ein filmreifes Inferno geben können. Manchmal ist es eben doch besser früher zu gehen. 

Samstag, 30/10/14

 Wir stehen nach von den Malariatabletten verwirrten Träumen erschöpft auf und Frühstücken in der warmen Sonne. Unglaublich was diese Pillen mit dem Kopf anstellen können.


Mitten in der Nacht wache ich auf und sehe den glitzernd-leuchtenden Sternenhimmel über mir. Ich frage mich warum ich nicht im Zelt liege, und wie ich da hin gekommen bin. Panisch setze ich mich auf...und bleibe mit dem Kopf in der Zeltwand hängen. Die leuchtenden Sterne, es waren die Löcher in der Zeltwand, durch das helle Licht der Morgensonne schien. Mit Halluzinationen aufzuwachen macht den Start in den Tag perfekt.

Nach dem schleppend eingenommenen Frühstück machen wir einen Spaziergang auf den Trails der Lodge. Die 350 N$, die ein Game Drive gekostet hätte, wollten wir uns sparen, genauso wie die 140 N$ für einen Guided Walk.


Der Giraffe-Crossing-Trail, den wir zuerst laufen, stellt sich als gar nicht giraffig heraus. Er ist vielmehr eher mückig. Nach 1 Stunde treffen wir auf eine Wegkreuzung, die den Hang zum Waterberg hinauf führt. Das klingt deutlich interessanter, und so laufen wir auf dem Dassie-Trail weiter. Den Hinweis auf den ausgezeichneten Wegen zu bleiben ignorieren wir zum ersten Mal nach etwa 10 Minuten. Es sind einfach zu viele Felsen neben dem Pfad, auf die man klettern kann um einen besseren Ausblick zu genießen. Schnell wird es zu einem Wettbewerb, wer zuerst den nächsten größten Felshügel erklommen hat. Wir belohnen uns zur Feier des Tages mit einem Picknick auf einem kleinen Plateau am Hang...mit einer traumhaften Aussicht auf das Tal. 

 Durch unsere Klettereinlagen sind wir so weit vom Weg abgekommen, dass wir jetzt erstmal mehr oder weniger verloren auf einem ausgetretenen Pfad in die Richtung laufen, in die wir glauben dass der Weg führt. Nach einiger Zeit erreichen wir den Dassietrail und den eigentlichen ausgezeichneten Ausblickspunkt. Der ist aber im Vergleich zu unserem eigenen dann doch eher langweilig. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir die Lodge. Dort gibt es einen großen Garten auf dem Paviane umherlaufen und Dassies, oder Klippschliefer, die dem Trail den Namen gaben und die in Bauten unter den Baumwurzeln leben. Die Tierchen sind sowas von neugierig und süß dass wir einfach nur fasziniert in der Gegend rumstehen und das Schauspiel beobachten.

Sonntag, 31/10/14

Nach dem Frühstück wird direkt das Auto gepackt und der Zeltplatz so aufgeräumt, dass man die Folgen des Feuerholz-Tower-Infernos nicht mehr allzu offensichtlich erkennen kann. Als Lenni dann beim Packen einen kurzen Blick in den Reiseführer wirft, um zu schauen was man so auf dem Weg zurück nach Tsumeb unternehmen kann, fällt uns auf dass wir gar nicht in der großen Waterberg-Lodge sind.

 

Hier waren wir also, nachdem wir uns ein Wochenende lang gewundert haben, warum so wenige Touristen hier sind und warum man den komischen Berg denn nicht besteigen kann. Tja, das passiert wenn man den Reiseführer nicht richtig liest :D

 

Also direkt ins Auto gesprungen und losgefahren, ab gehts zu Camp 2. Das (staatliche) NWR-Camp ist zwar bei weitem nicht so schön wie die Waterberg-Wilderness-Lodge, hat aber einen Trail auf das Plateau hinauf.

 

Das Wandern wird hier eher zum Klettern, da der Weg sehr steil über Felsen nach oben führt. Die Anstrengung hat sich aber gelohnt, denn der Blick der  uns von hier oben geboten wird, ist phänomenal.

 Wir sitzen noch einige Zeit auf den Felsen am Rand des Plateaus und schauen auf die Ebene hinab. Es ist auch die Gelegenheit um die letzten 10 Tage Reise nochmal vorbeiziehen zu lassen und die vielen Erlebnisse zu resümieren.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0