Gipfelstürmer und Wilde Stuten


Nach einer Fahrt durch versteinerte Dünen der Namibwüste treffen wir nach Ewigkeiten wieder auf eine Teerstraße. Unsere Reifen freuen sich riesig über den dazugekommenen Grip. Es  wird einem fast schlecht, so schnell zieht das Auto jetzt. Kurz hinter dem mehr oder weniger vorhandenen Provinzörtchen Aus liegt Klein-Aus Vista, eine Lodge der Gondwana Foundation. Wir bekommen einen Campingplatz unter einem Webervogel-WG-Nest. Gut dass die auch mal gerne die tödliche Cape Cobra anlocken. Glück für uns, dass die Schlange zu viel Respekt vor uns hat, um sich zu zeigen. Unser Zelt ist gerade aufgebaut, da kommt eine deutsche Rentnerin mit nasser Brille auf uns zu und erklärt uns leicht aufgeregt, dass gerade ein Pavian die Wasserleitung am Waschhaus abgerissen hat und sie ihn erfolgreich verscheucht hat. Wir melden das Problem der Lodgerezeption, die das Ganze gelassen (wahrscheinlich ist sowas alltäglich hier) aufnimmt. 


Wir machen zum Sundowner eine kleine Kletter-/Wandertour von der mystisch Geisterschlucht Cabin genannten Ferienhütte auf einen der Berge der Umgebung. Die Gegend erinnert mit ihren Felsformationen ein wenig an die Spitzkoppe, nur mit mehr Touristen, die die Wege benutzen. Schon nach wenigen Minuten haben wir den Punkt erreicht, an dem der ausgezeichnete Weg schon wieder herunterführt. Das ist für uns Gipfelstürmer natürlich nicht ausreichend, also geht es einfach quer den Berg hoch...

Es klingt etwas skurril aber schon nach kurzer Zeit bekommt Lenni einen Anruf aus Deutschland und entspannt etwas im Windschatten großer Felsen. Theresa und ich machen uns indes weiter über Stock und Stein auf den Gipfel zu.

Von hier oben hat man einen absolut phänomenalen Ausblick auf die Ebene unter uns. Schwalben schießen an unseren Köpfen vorbei und mit unglaublicher Geschwindigkeit an der Felswand entlang dem Boden entgegen. Die Sonne senkt sich Richtung Horizont und taucht die Landschaft dadurch in ein goldgelbes Licht. Wäre das Leben ein Film, fände man hier das Setting für einen hochklassigen Abenteuerstreifen.

Dann geht es hinab, bevor die Paviane das Gebiet erobern. Die Sonne schiebt sich langsam hinter die Berge und lässt alles noch einmal tiefrot aufleuchten. In diesem Ambiente fahren wir zurück zu unserem Camp, bevor es ganz dunkel wird und wir erschöpft ins Zelt steigen

Jeder, der einmal "Die Vögel" von Alfred Hitchcock gesehen hat, weiß, dass diese Tiere nicht unbedingt deine engsten Freunde sein müssen. Das zeigt sich auch am nächsten Morgen, als die Webervögel aus dem Nest über unserem Zelt mit einem Mal anfangen auszuschwärmen und auf unserem ganzen Camp herum zu hüpfen, flattern und nerven. Dann ist der Spuk irgendwann genau so schnell vorbei wie er angefangen hat und die Viecher verschwinden wieder in ihrem Bau.

Das ist die Möglichkeit für uns, endlich zu essen und fertig zusammen zu packen. Denn es geht heute direkt weiter auf unserer Südroute. Vorher machen wir aber noch einen Zwischenstopp. An der verlassenen Bahnstation von Garub treffen sich schon seit Jahrzehnten Wildpferde an einem Wasserloch. Die Bohrung war ursprünglich für die Versorgung der Dampflokomotiven mit Wasser gemacht worden, doch schon in den 1920er Jahren wurden die Pferde hier gesichtet. Mittlerweile sind neue Pumpen installiert und die Wasserlöcher mit Beton befestigt worden, um diese Touristenattraktion zu erhalten. 

Es wird vermutet, dass die Pferde von südafrikanischen Truppen stammen, die hier in der Gegend ihre Stellungen im ersten Weltkrieg hatten. Ein deutscher Doppeldecker-Pilot hatte über dem Lager der südafrikanischen Armee bei Garub eine Bombe abgeworfen und damit tausende Pferde in alle Himmelsrichtungen versprengt. Später fand eine Durchmischung mit Pferden aus einem Gestüt in der Nähe statt, die wahrscheinlich aus dem Gestüt von Duwisib und damit aus Deutschland stammen. Die Tiere haben sich mittlerweile gut an die Widrigkeiten der Wüste angepasst und eine beträchtliche Population entwickelt. Auch mit der inländischen Fauna, insbesondere den Oryx, haben sie sich auf ein friedliches Zusammenleben einigen können. Nach diesem interessanten Stopp geht es für uns weiter nach Lüderitz.

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